VORSICHT FERBERMETHODE
Vielen Eltern wird von Fachleuten oder Bekannten das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" empfohlen. Dessen Inhalt basiert u.a. auf der sogenannten Ferber-Methode, die zu Recht sehr umstritten ist. Ein Schlaftraining ist eine verhaltenstherapeutische oder Konditionierungs-Massnahme und entstammt ursprünglich der Tierdressur. Ziel ist es, dass ein Baby oder Kleinkind "lernt", ohne Hilfe ein- und durchzuschlafen. Dazu wird es abends alleine in sein Bettchen gelegt und nach einem festen Zeitplan schreien gelassen. Diese Behandlung wird so lange (wenn nötig zwei Wochen) durchgeführt bis das Kind die neuen Bedingungen akzeptiert.
Eltern, die bei ihrem Kind ein Schlaftraining durchgezogen haben, berichten kurzfristig zwar oft von "Erfolg". Längerfristig ist die Tendenz zu Rückfällen im kindlichen Schlafverhalten jedoch auffällig. Folgen können sein: Grosse Trennungsängste, verstärkte Schlafprobleme, Essstörungen, ungewolltes Abstillen, vermehrte Anhänglichkeit, Apathie und aggressives Verhalten. Die Eltern leiden zudem oft noch lange unter Schuld- und Versagensgefühlen. Ein Schlaftraining sollte daher niemals leichtsinnig und eigenhändig durchgeführt werden!
Aus ethischen Gründen ist es nicht möglich, eine aussagekräftige, wissenschaftliche Studie zu machen, um die Nebenwirkungen der Ferber-Methode klar zu definieren. Erkenntnisse aus der Bindungs- und Hirnforschung liefern aber genügend überzeugende Hinweise, dass eine solche Methode für die kindliche Entwicklung keineswegs gut sein kann.
Viele Eltern sind (glücklicherweise) nicht fähig, ihr Kind zu ferbern und mehrere Nächte lang schreiend sich selbst zu überlassen. Sie spüren instinktiv, dass ein solches Vorgehen ihrem Kind schadet. Es fehlt ihnen jedoch oft an Argumenten. Deshalb ist 2010 (Neuauflage 2018) die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts - Warum Schlaftrainings nicht empfehlenswert sind" entstanden. Darin kommen 21 Experten zu Wort, die von der Ferber-Methode abraten.
Die 21 Experten sind: Prof. Dr. med. Michael Abou-Dakn, Dr. med. Caroline Benz, Jörn Borke, Jane Daepp-Kerrison, Dr. Katherine Dettwyler, Paula Diederichs, Dr. Luciano Gasser, Dr. med. Carlos Gonzalez, Prof. Dr. Klaus Grossmann, Mag. rer. nat. Theresia Herbst, Sarah Blaffer Hrdy, Prof. Dr. Gerald Hüther, Prof. Dr. med. Remo Largo, Sibylle Lüpold, Gudrun von der Ohe, Prim. Dr. med. Franz Paky, Dr. med. Rüdiger Posth, Dr. phil. hist. Franz Renggli, Dr. med. Herbert Renz-Polster, Dr. med. William Sears und Prof. Dr. Jürgen Zulley. Herausgeberin: Sibylle Lüpold |
Gratisdownload: "Kinder brauchen uns auch nachts".pdf
Die Broschüre kann in ausgedruckter Form (Format A5, 22 Seiten) für 2.50 Sfr. / 2 Euro plus Porto, zudem gratis als pdf-Datei in englisch, spanisch, französisch und italienisch bestellt werden. Bestellungen in der Schweiz unter Kontakt. Bestellungen in der EU unter shop-lalecheliga.de.
Mach mit!
Um dem Thema noch mehr Gewicht zu geben, entstand die Idee, eine Liste von Fachleuten zu erstellen, die mit ihrem Namen den Inhalt der Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts" unterstützen. Wenn Du im Bereich Eltern/Kind tätig bist und auf dieser Liste aufgeführt werden möchtest, schick mir Deinen Namen, Wohnort und Berufsbezeichnung an Kontakt. Danke!!!
"Die Bindung zu seinen Eltern geht das Kind bedingungslos ein. (...) Das Kind bindet sich an die Eltern unbesehen davon, ob es sich um liebevoll verständige Eltern oder um "Rabeneltern" handelt. Ein Kind kann von seinen Eltern noch so vernachlässigt werden, es wird über viele Jahre die Beziehung zu ihnen nie grundsätzlich infrage stellen. (...) Kinder sind ihren Eltern vorbehaltlos zugetan und ihnen damit auf Gedeih und Verderb ausgeliefert! Dies sollten wir als Eltern immer bedenken. Die Kinder lieben uns nicht nur, weil wir so grossartige Eltern sind."
Prof. Dr. med. Remo Largo, "Babyjahre", Piper 2007:51/32